Philosophische Werkstatt

§1 Aufgaben der Philosophie in den 2020er Jahren

Die Philosophie sollte in unserer Zeit zur Verteidigung der wissenschaftlichen Methode dienen und die Gesellschaft gegen Bullshit wappnen. Philosophie sollte nach den Endzielen fragen, aber zunächst sich fragen welche Fragen die richtigen sind (Slavoj Zizek).

Die politische Philosophie könnte unter anderen Gesetzesvorschläge debattieren bzw. Gutachten darüber geben welche Ideen für Gesetzesvorschläge nutzlos sein könnten. Immer mehr Forderungen an der Politik von Leuten die scheinbar nichts besseres zu tun haben könnten als absurd abgewertet werden. Die politische Philosophie könnte auch an der Erneuerung der Demokratie teilnehmen. Volk, Experten und Vertreter sollten enger die Geschicke des Staates lenken; dies fordern immer mehr. Die Kritik an den demokratischen Volksvertretern, weder Experten noch das Volk zu hören und nur nach Eigennutz zu regieren, ist einer der Gründe weshalb die Überzeugung an der Demokratie weltweit an Boden verlor. Seit 2006 sinkt die Anzahl der liberalen Demokratien ständig. Die politische Philosophie der Athener, Römer und Florentiner könnte wiederentdeckt werden, um die Prinzipien und die Definition der Demokratie besser zu verstehen. Nebenbei muss die Demokratie auch im Rahmen der heutigen Weltordnung untersucht werden. Die neoliberale Ideologie vertritt vielmehr ein Konsumkult, doch diese Ideologie scheint zunehmend vom Personenkult der reichsten CEOs gebraucht zu machen. Der Konsumkult wird zum Teil durch grüne Moral gestärkt; ökologisches Image muntert den Konsumenten dazu auf angebliche oder wirklich grüne Produkte zu kaufen. Der materialistische Lebensstil führt manchmal zum Ruin durch Exzess. Überhaupt müsste m.E. diese Lebensweise rational überdacht werden. Zum Beispiel durch die Frage: wie kann eine Konsumgesellschaft materiell und geistlich in den nächsten 80 Jahren florieren?

Philosophische Klubs sollten Beschlüsse zum Handeln fassen; die Zeit des Denkens und Überdenkens darf wichtige Gelegenheiten zum Handeln nicht vereiteln. Existenzielle Krisen sollten aktiv bekämpft werden, nicht nur intellektuell. Am 29. April 1453 fiel die Großstadt Konstantinopel, auch genannt Byzanz, doch während am selben Tag die Osmanen im Begriff waren die Stadt einzunehmen sollten Theologen darüber heftig philosophiert haben welches Geschlecht die Engeln hätten. „Byzantinismus“ bedeutet durch überzogene Formalität und Komplexität eine Sache, ein System oder ein Konzept nutzlos machen zu können. Praktische, nicht nur analytische Philosophie will ich sehen!

Julien Sita, 11. Januar 2022.

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