17 de julio: el fin de la historia
(Übersetzung) Zwanzig Jahre regierten noch einige wenige Reiche und Mächtige über meine Heimatinsel. Der schlimmste unter ihnen war der Präsident, der seit der Jahrhundertwende das Land autoritär regierte. Die Korruption und Kriminalität, die außer Kontrolle geriet interessierte ihm nicht, denn Reichtum und Machterhalt waren alles an was er und seine Clique dachten. Nachdem eine Epidemie ausbrach, die mit einer Wirtschaftskrise im Folgejahr kollidierte und gefolgt war von Massenprotesten gegen die Regierung sowie vielen Straßenkämpfen, regierte der Präsident nur noch per Dekret und durch das Militär. Ich, ein Geschöpf des Senats, schloss mich einer Senatssitzung an, wo vorgesehen war, dass der Senat dem Präsidenten alle Vollmachten auf Lebenszeit geben sollte. Zur großen Überraschung nannte der Vizepräsident seinen Herrscher unfähig das Land zu führen wobei der Senat einstimmig die Destituierung des Gewaltherrschers absegnete. Der Präsident verließ das Land fluchtartig mit seinem Privatflugzeug binnen weniger Stunden. Der Senat und der Militärrat mussten wieder Recht und Ordnung auf meiner Insel wiederherstellen, bevor sie sich den vielen Problemen stellten, die nach dem Regimewechsel immer noch nicht gelöst wurden. Der Präsident des Senats und der Vorsitzende des Ministerrats werden die Mitglieder der Regierung nach und nach austauschen. Ich habe die Unterstützung der meisten Senatoren und Soldaten, darum warte ich auf meine Ernennung zum Premierminister. Das Amt des Staatspräsident wird nur noch eine rein symbolische Funktion haben. Wenn mein Ministerrat einmal etabliert wird, werde ich persönlich dafür sorgen, dass dies das Ende der Chaos-Geschichte sein wird.
Julien Sita, 16. Juli 2022.
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Ich habe den Vorsitz im Militärrat übernommen; diese Junta und der Ministerrat ließ ich verschmelzen und den Senat habe ich entmachtet. Tropische Stürme und Erdbeben haben die Insel, meine Heimat wieder ins Chaos gestürzt. Nun regiere ich mit eiserner Hand im Ausnahmezustand die Hauptstadt, während die Vororte sowie der Rest der Insel von schwer bewaffneten Drogenbaron, Gangs, Milizen, Clans und Oligarchen kontrolliert werden. Der ehemalige Präsident wurde in Tautâborg verhaftet, so wie ich es der Außenministerin, die ich persönlich kenne, gebetet habe. Die Verhaftung ist verfassungswidrig und widerspricht dem Amnestiegesetzen, doch das musste sein. Die Loyalität des Militärs musste ich auch damit sichern, dass zurückeroberte Fabriken und Landgütern unter den Kommandanten und ihren Soldaten aufgeteilt werden. Ich ließ mich zur Frau Feldmarschall vom Militärrat ernennten lassen nachdem unser Klientelverhältnis zementiert wurde. Neue Senatoren sind in der Regel Militärs. Das gesamte Beamtentum hat versagt, weswegen nur noch die Armee im Staat funktioniert. Doch ich muss nun auch die Unterstützung der Stadtbevölkerung aufrecht erhalten, sonst sind ich und mein Land verloren. Soll ich als Präsidentin des Ministerrats oder als Feldmarschall des Militärrats vor dem Volk auftreten? Am liebsten wäre ich keine Heilige, sondern eine Göttin, die über jeden herrscht und on allem geliebt wird. Die Ausübung von Macht: es machte mich stärker, veränderte mich zu einer möchtegern-Göttin. Meine Erfolge brachten meine Hybris mit sich: ich glaubte eine Zeit lang ich wäre allmächtig, allwissend … einfach vollkommen. Mein Personenkult wurde quasi zur Staatsreligion: viele Leute die ich aus der Armut gerettet habe oder begünstig habe, wurden zu Propagandisten. In Tempeln, Kichen, Altaren wurde ich als Heilige oder lebende Göttin ins Pantheon aufgenommen. Gerüchte verbreiteten sich herum, dass nicht die Ärzte, sondern meine Handberührung Krankheiten geheilt habe. Noch sehen mich viele als ihre letzte Hoffnung das Land wieder eine Blütezeit zu geben. Ich muss der Bevölkerung klar machen, dass sie mich dabei helfen müssen einen Bürgerkrieg zu gewinnen und das wir ihn nur gewinnen können wenn wir alles geben, sonst wird sich unser Land nie mehr davon erholen.
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50 Jahre bin ich nun Präsidentin des Ministerrats von Santa Gloria. Die Insel wurde zu meinem Ehren nach mir umbenannt. San Goya gefiel mir aus gewohnheitshalber eher, aber ich konnte diesem Vorschlag nicht widerstehen, nachdem ich Ordnung und Stabilität habe ich wiederhergestellt habe. Die Wirtschaft, darunter Tourismus und grüne Ökonomie, geht es wieder gut. Oligarchische Großgrundbesitzer, Industrielle und Militärs bildeten zwar immer noch die herrschende Klasse, doch habe ich die Korruption in die Schranken verwiesen – oder zumindest zum Teil. Alle demokratischen Normen wurden wiederhergestellt: der Senat, der Präsident, das Oberste Gerichtshof wurden alle vom Volk gewählt. Ich habe die Notstandsvollmachten einmal gehabt und für immer abgelegt. Man schenkte mir einen weiß-goldenen Diadem, doch ich lehnte es ab „Königin“ genannt zu werden. Durch meine Reformen machten die Landwirtschaft und Technologie aus unseren Land ein Paradies an denen es nicht fehlte. Kunst und Kultur wurden zu tagtäglichen Sitten. Längere Erholung nach und zwischen der Arbeit habe ich möglich gemacht. Naturkatastrophen soll ich der Legende nach durch meine Gebete unschädlich gemacht haben. Mein Namenstag und mein Geburtstag wurde nationale Feiertage – trotz meines ausdrücklichen Verbots wollte das Volk seine Dankbarkeit beweisen. Der Kult von Santa Gloria wurde per Senatsbeschluss Staatsreligion: das Volk betet seitdem jeden Sonntag damit es mir und unserem Land gut geht. Per Referendum wählte das Volk für die Umbenennung der Insel, die fortan meinen Namen tragen sollte. Priester aller Religionen die es in dieser Insel gibt, sprachen mich heilig und sakrosankt. Ich wiederholte, dass Kritik oder Invektive gegen mich kein Sakrileg sein dürfen, doch niemand wagte mehr mich zu widersprechen, nachdem eine das Gerücht verbreitet haben, ich sei die wiedergeboren Königin von Sana’a von der in der Prophezeiung von San Goya die Rede sei. Diese Königin würde ein goldenes Zeitalter auf der Insel bringen wo San Goya gelebt hatte und seine Sekte gegründet hatte. Als mich auch alle Stämme der zutiefst dankbaren Ureinwohner als göttlich ansahen, beschloss ich mich aus der Politik zurückzuziehen. Der Präsident hatte meinen Rücktrittsgesuch sieben Mal abgelehnt, bevor er meine Entlassungsurkunde widerwillig überreichte. Der Senat weigerte sich einen neuen Ministerpräsidenten zu ernennen: ich musste den Senatoren überzeugen, dass mein Stellvertreter ein guter Nachfolger sein wird. Im Ruhestand genieße ich nun das Leben in meinem kleinen Paradies.