§1 Der Wille und das Wenigste: „Nichts“ ist ein sich selbst wiedersprechendes Konzept. Parmenides zeigte dies ausführlich in seinem Lehrgedicht. Ich spreche daher vom „Wenigsten“. Während Descartes, Kant, Schelling, Schopenhauer und Nietzsche verschiedene Sichtweisen des Willens haben, möchte ich das Wesen des Willens und seine anthropologische Rolle untersuchen.
§2 Sein als etwas absolutes und verwunderliches: Das Sein ist an sich eine mysteriöse Eigenschaft, weswegen es nicht verwunderlich ist, weswegen ich es als ehrenamtlich „göttlich“ gemäß pantheistischer Vorstellungen betrachtet habe – und dies sogar bevor ich las, dass Thomas von Aquin das Sein wegen seiner Unerklärlichkeit als etwas göttliches ansah. Doch nicht nur das bloße Dasein von Materie und Psyche versetzten mich in Staunen; auch der Ursprung und das Wesen von Geist und Körper sind rätselhafter je mehr ich darüber denke. Einerseits hat der Geist offenbar nur eine rein formale Existenz, während die Materie ewige und aktive Eigenschaften hat. Ewig weil sie den Geist bedingen anstatt umgekehrt wie es in Offenbarungsreligionen vermittelt wird. Und aktiv weil es sich ständig verändert sowie an sich potentielle Energie ist, da Materie in Energie umgewandelt werden kann, so wie es moderne Physiker feststellen. Laut den alten griechischen Philosophen habe die Form mehr Seinsqualität als die Materie, doch dies ist nur in der Feststellung der Essenz (bzw. das Sosein) eines Dinges wahr, nicht aber der einfachen Existenz der meisten Dinge wahr.
§3 Gott: (1) Göttliches ist der Kosmos (nicht nur durch jene Gründe, die Spinoza in seiner Ethica beschreibt, sondern auch) durch Gestirne, Elemente und (beseelte) Lebewesen; jedes Lebewesen hat eine Seele (Anima), doch nicht jedes hat einen Geist (Animus). Die Seele ist das Prinzip was Fortpflanzung, Bewegung und Leben überhaupt ermöglicht. Der Geist ist eine denkende Seele, die dazu fähig ist frei zu entscheiden. (2) Die Weltseele (Psykê tou Panthos) ist ein aktives Prinzip, welches dem Universum Bewegung und Struktur verleiht. Der Weltgeist ist die hypothetische Intelligenz die hinter der Weltseele stecken sollte. Der Wille des Weltgeistes ist das Prinzip, das dem Weltgeist Ewigkeit und Freiheit bedingt. Die Unsterblichkeit der menschlichen Geister, sowie deren freien Willen sei nur möglich weil jeder Menschengeist ein Teil des Weltgeistes sei. (3) Dieser Weltgeist ist möglicherweise nur einer von vielen, da wenn es viele Parallelwelten geben würde der selbe einzige Wille viele Weltgeister hervorbringe. Der Wille selbst ist fast mit dem Einen identisch. Das vollkommene Eine ist jenes Prinzip welches sich hinter dem Willen verberge. Mit dem Einen endet auch die Metaphysik, da das Eine nicht gedacht werden kann; es sei als Erstes und Letztes Prinzip aller Welten zu mysteriös um sich sinnvoll zu fragen was sich jenseits des Einen verbergen würde. (4) Dieses philosophische System moderner Naturmetaphysik ist keine moderne Naturwissenschaft, jedoch eine Erweiterung der post-kantianischen Naturmetaphysik. Nachdem es nun erweitert wurde soll es späterhin vertieft werden, da jedes philosophische System eine Lebensaufgabe ist, die nie zu Ende gehen soll. (5) Falls der Vorwurf gemacht werde, das die Termini „Wille“, „Weltseele“, „Weltgeist“, „Gott“ hier willkürlich und unpräzise angewendet wurden, da stimme ich zwar darüber ein, rechtfertige dennoch meine Auswahl dieser umgedeuteten Begriffe, weil andere kaum einen spirituell angehaucht sind. Die materielle Wirklichkeit soll zwar nicht für ein metaphysisches mundus aufgegeben werden, aber metaphysische Ideen behalten stehts ihre Notwendigkeit und Wichtigkeit.
§4 Die Grundrisse der Metaphysik der Ethik: (1) Das Gute ist ein Sollzustand. Zu einem Zustand müssen viele Elemente zu Stande kommen. Dies ist kein Sprachargument, welches in anderen Sprachen keinen Sinn machen würde, denn etwas Gutes ist normalerweise immer etwas kompliziertes – auch wenn es einfach erscheint. Das Ganze ist das Gute; nicht das Endresultat oder die Triebfeder oder die Art und Weise einer Handlung bestimmen ihren moralischen Wert, sondern das Gesamtresultat. Das Gesamtresultat ist komplizierter das es den Fokus viele Aspekte einer (un-)moralischen Handlung fast willkürlich verschieben kann. (2) Von der freien und ewigen „Weltseele“ wird erhofft, dass eine individuelle Seele dadurch zum freien Willen und zu einer gewissen Ewigkeit gelangt. Die Erhabenheit Teil eines Ganzes zu sein verleiht der individuellen Seele auch Wert und sogar Würde. was Würde hat ist ein moralisches Subjekt (d.h. handelnder Agent) und Objekt zugleich (d.h. Zweck der Moral). Selbstverständlich hat sich jede ob individuelle oder kosmische Seele selbst als „würdig“ ernannt – und dieses Privileg kann auch nur eine Seele haben, weil nur sie, eine Seele, über diese Urteilskraft verfügt. Dem Geist steht dieses Privileg gewissermaßen zu, da der Geist als wissenschaftliche Urteilskraft der Welt, diese beurteilen muss, bzw. die Welt beschreibt sich selbst durch ihre Psykê tou Panthos.
Ali Akbar, 4. Dezember 2022