Es wurde zu wenig gegen Reichsbürger getan. Verschwörungsideologen machen den Leuten Angst vor einer angeblichen „bösen Elite“, wobei sie sie subtil oder offen zur Gewalt ermutigen. Diese Ideologen müssten ernst genommen werden, so Experte Mirco Dietrich. Nicht nur die Behörden sollten besser ausgestattet werden für die Bekämpfung solcher Extremisten, man müsse auch jene die nur mit der Reichsbürgerbewegung sympathisieren nicht ausschließen und auf die sanfte Tour überzeugen, dass sie Teil dieser Gesellschaft und dieses Staates sind. Indes sind jene die ganz tief drin sitzen so überzeugt und gewaltbereit, dass nach Jahren bzw. Jahrzehnten Beobachtung Dietrich meint, dass bei den harschen Reichsbürgern nur noch die „harte Hand der Demokratie“ durchgreifen muss, weil sie ohne Polizeieinsatz nicht ungefährlich sind.
Zwei Staatsstreichpläne des Reichsbürger-Milieus wurden 2022 verhindert. Der Kreml gab am 7. Dezember an nichts davon zu wissen, aber (1) soll die Lebensgefährtin des mutmaßlichen Rädelsführers Unterstützung bei den russischen Behörden gesucht haben und (2) Putin ist in der Reichsbürgerszene sehr beliebt, weil Reichsbürger eine antidemokratische Grundhaltung pflegen. Anstatt sich für eine breitere Mitwirkung der Bürgerschaft zu freuen feiern, wie durch einen diverseren Bundestag, wollen Reichsbürger lieber einen „starken Mann“, als hofften sie auf einen Flaschengeist, der ihre Wünsche in erfüllen kann. Jacques Lacan kritisierte so die 68er Bewegung, von dem er psychologisierte, dass sie im Grunde dennoch dazu geneigt hätten ihre Hoffnung eher auf eine Führungskraft als auch sich selbst zu setzen. Ich habe mich dazu entschlossen selbst Politik zu betreiben, weil die Demokratie durch mehr und nicht durch weniger Bürgerpartizipation lebt. Die Partei „Gelle Léif“ wird im Neujahr politisch aktiv werden.
Julien Sita, 9. Dezember 2022.