Antiimperialimus als neuer Neoimperialismus

Die Apologie der imperialen Politik oder expansionistischen Regimen in Russland und in anderen Staaten machen in der westlichen Welt immer mehr bedenken auf; wenn nur die USA, das Vereinigte Königreich und Frankreich des Neoimperialimus und Kolonialismus beschuldigt werden, während ihre Rivalen-Staaten entschuldigt werden, dann ist klare antiwestliche Propaganda im Spiel. Oft sind es bewusste Propagandisten, die erkauft werden oder jene unbewussten, die von ihrem Manipulatoren als „nützliche Idioten“ benutzt werden. Die antiimperialistische Rhetorik wird heutzutage oft von aggressiven Neu-Imperien verwendet. Die antiwestliche Propaganda wird auch von selbsternannten „Patrioten“ verbreitet.

Gegen diese Propaganda muss in den sozialen Medien und in den politischen Lobbys hart entgegengetreten werden. Die Softpower der Großmächte übertrumpft jene kleinerer Staaten, deren Existenz kaum bekannt ist. Auch kleine Nationen haben eine Kultur, die es Wert ist verteidigt zu werden: die athenische Demokratie war zum Beispiel nicht grösser als das Großherzogtum Luxemburg. Die Patriotismen in kleinen Länder haben diese vor dem kollektivistischen Joch zentralisierter Superstaaten bewahrt. Der demographische Wandel in kleineren sowie größeren Ländern Osteuropas wird diesen Teil Europas auf dem Kopf stellen; daher müssen vor allem kleine Staaten unter sich solidarisch und kohärent bleiben um ihre Interessen gemeinsam zu verteidigen.

Es müssen m.E. eine größere Präsenz osteuropäischer Kultur in Kinofilmen, Fernsehen, Literatur, Volksfesten, Tourismusangeboten, Schüleraustausch wahrgenommen werden. Neben der Kultur könnten auch mehr Osteuropäer in den EU-Gremien repräsentiert werden, wo sie üblicherweise unterrepräsentiert werden. Die europäische Wirtschaft könnte indes immer mehr von Polen getragen werden, während andere Länder des Ostens, wie allem voran die baltischen Staaten, ihr Beispiel folgen könnten. Die Arbeitskraft aus Osteuropa können Preise niedriger halten und somit Westeuropa vor einer zu starken Inflation bewahren. Ein „osteuropäisches“ Traditionsbewusstsein gibt es bei weitem nicht nur in den autokratischen Ländern. In Ostländern der Europäischen Union konnten Familiensinn, Demokratie, Marktwirtschaft und noch mehr erhalten werden – sowie auch florieren.

Die Kultur von Völkern zu bewahren ist heutzutage umso wichtiger – trotz der Angst, dass sich der Nationalismus in der Gesellschaft festige – weil korrupte, perverse und kriminelle Organisationen sowie Schurkenstaaten versuchen die Identität ganzer Nationen auszumerzen um die Volksmassen fügsam, hörig und manipulierbar zu machen. Putin will daher sein Narrativ über die Geschichte, Geopolitik und Weltanschauung auch so sehr durchhämmern. Misstrauen, Zweifel und Verzweiflung werden zur Schwächung des Westens in „Fake-News-Fabriken“ kultiviert. Fakt-Checker werden somit in der Zukunft immer mehr gebraucht.

Julien Sita, 22. März 2024.

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